Corona App per PEPP-PT – eine sichere Lösung?

zuletzt aktualisiert am 5. Mai 2020

Die Corona-Pandemie durch eine App lösen? Die Bundesregierung setzt dafür auf die Initiative PEPP-PT. Ein Team von rund 130 Wissenschaftlern und Unternehmen aus insgesamt acht europäischen Ländern arbeitet aktuell gemeinsam an einer Technologie, die als Grundlage für die Corona-App genutzt werden könnte. Beteiligt sind unter anderem das Robert-Koch-Institut, das Fraunhofer-Heinrich-Herz-Institut und Unternehmen wie Vodafone. 

 

Das Konzept dahinter  

Mit der neuen Technologie soll eine anonyme und datenschutz-rechtlich unbedenkliche Möglichkeit entwickelt werden, Kontaktpersonen von bestätigten Corona-Infizierten frühzeitig zu warnen. Zuvor war die Auswertung von Handy-Daten zu einem solchen Zweck stark kritisiert worden. Die PEPP-PT Technologie will sich stattdessen die Eigenschaften des Funkstandards Bluetooth Low Energy zunutze machen. 

Datenschützer kritisieren: Anders als bei anderen derzeit entwickelten Technologien wie DP-3T sollen Daten bei PEPP-PT trotzdem zentral gespeichert werden. Befürworter des Projekts argumentieren hingegen, dass sämtliche Daten dennoch komplett anonymisiert sind. Über die Speicherung der Daten wird gerade debattiert und es werden täglich neue Konzepte zur Speicherung erarbeitet. Um Datenschutzbedenken zu zerstreuen, hatte sich die Bundesregierung am Wochenende auf ein dezentrales Speichermodell für die App festgelegt. Ein konkreter Zeitplan für die weitere Entwicklung der App ist derzeit noch nicht ausgearbeitet. 

 

Die Technik dahinter 

Das Projekt basiert auf der Bluetooth-Technologie, die bereits im Einzelhandel verwendet wird, um Kunden auf Sonderangebote in der Nähe aufmerksam zu machen. Sobald die App installiert ist, sendet das Smartphone regelmäßig per Bluetooth eine IDGleichzeitig analysiert die App die ID-Signale anderer Nutzer, die sich in der Nähe aufhalten. Befinden sich zwei Anwender in der Reichweite des anderen, tauschen sie ihre IDs aus und speichern sie lokal und verschlüsselt ab. Danach prüft ein Algorithmus, ob Dauer und Länge des Kontakts für eine potenzielle Infektion ausreichen.  

Ist das der Fall, speichern die Geräte den jeweils empfangenen Zahlencode. Erkrankt einer der beiden Nutzer am Coronavirus, leitet die App nachträglich und anonymisiert die Zahlencodes derjenigen Nutzer an einen zentralen Server weiter, mit denen er während seiner Inkubationszeit Kontakt hatte. Das System warnt die entsprechenden Kontaktpersonen dann per Smartphone-Benachrichtigung vor der möglichen Infektion und rät zur präventiven Quarantäne. 

 

Datenschutz 

Seit Mitte April ist das bisherige Vorzeigeprojekt PEPP-PT von über 300 Forschern und IT-Spezialisten wegen Datenschutzmängeln kritisch beleuchtet worden. Experten aus den Bereichen IT-Sicherheit und Datenschutz warnen davor, dass im Zuge der Krise nicht ein Werkzeug eingesetzt werden dürfe, mit dem sich im großen Stil sensible Daten der Bevölkerung erheben lassen. Deshalb reagierte die Bundesregierung am 24. April. Nach einem Aufschrei von Fachleuten, wurde es für sie zu riskant. Das Risiko, mit einem geheimniskrämerischen Ansatz – zentrale Datenbank, intransparente Programmierung – das Vertrauen der Bevölkerung zu verspielen, wurde zu hoch. Mehrere internationale Partner haben der Initiative den Rücken gekehrt, nachdem die Referenz auf das dezentrale Protokoll DP3T von der Website verschwand. Die Wissenschaftler arbeiten nun noch intensiver daran, eine Technologie zu entwickeln, die ein möglichst anonymes System zur Durchbrechung von Infektionsketten liefert. An keiner Stelle des Prozesses sollen Nutzernamen oder Kontaktinformationen gespeichert werden – die anonymisierten Zahlencodes sollen reichen, persönliche Kontakte zweier Nutzer erkennen zu können und betroffene Kontaktpersonen möglichst schnell vor einer potenziellen Infektion zu warnen. 

Damit sollen sich solche geplanten Apps fundamental von den asiatischen Pranger-Apps unterscheiden, die gleichzeitig auch die GPS-Signale aufzeichnen und das gesamte Datenpaket an staatliche Stellen melden. 

 

Auf der Website des Projektes Pepp-PT erklären die Initiatoren, eine Gesundheitskrise dürfe nicht zu einer Schwächung der Privatsphäre führen, für die so viele Generationen zuvor gekämpft hätten. „Die Entwicklung eines solchen Systems ist eine Herausforderung, aber eine, die es wert ist, angenommen zu werden“.